Leicht, hochwertig und stylish sollte der mobile Tisch sein, den Anna-Celina Spicker entwerfen wollte. Es ist ihr gelungen: Als Werkstoff wählte die 25-jährige Produktdesignerin Kiri (botanisch: Paulownia). Nebenbei testete sie das Holz auf mehrere Verarbeitungsmöglichkeiten. Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen.
Frau Spicker, es gibt ja wirklich schon viele transportable Tische. Warum haben Sie noch einen entworfen?
Anna-Celina Spicker: Ich habe mich im Rahmen meines Studiums mit Möbeln beschäftigt, die transportabel sein müssen. Dabei habe ich viele Tische gesehen. Jedes Mal ist mir aufgefallen, wie hässlich die sind. Eigentlich bestehen alle aus Aluminium und Sperrholz und sind kunststoffbeschichtet. Das wirkt alles nicht hochwertig. Es gibt aber viele Menschen, die mobil arbeiten und professionell auftreten müssen. Zum Beispiel Makler, Bauingenieure und Leute, die Seminare geben – also eine gewisse Position ausfüllen müssen. Ein Massivholztisch wie der, den ich entworfen habe, optimiert ihren Auftritt deutlich.
Sie haben quasi ein Problem gelöst, von dem viele gar nicht ahnen, dass sie es haben.
Ja, genau. Ich habe vielleicht nicht das Rad neu erfunden, aber eine kleine Lücke entdeckt, die noch nicht bedient war. Darüber hinaus kann man den Tisch aber natürlich auch fürs Homeoffice benutzen oder in den Urlaub mitnehmen.
Wieviel wiegt der Tisch aus Kiri?
Zehn Kilo. Mehr sollte ein transportabler Tisch auch nicht wiegen. Allein drei Kilo gehen übrigens auf das Konto vom Linoleum, mit dem ich die Platte beschichtet habe. Wenn ich darauf hätte verzichten können, wäre der Tisch noch leichter. Aber wenn man direkt auf der Holzoberfläche schreibt, hinterlässt das Abdrücke.
Mal abgesehen vom geringen Gewicht – was hat Sie an Kiri so fasziniert?
Als mein Chef mir das Holz gezeigt hat, war mir sofort klar: Damit will ich unbedingt etwas machen! Das Gewicht ist natürlich das erste, was einem auffällt. Dann finde ich es aber auch wichtig, dass Kiri ein sehr nachhaltiges Material ist. Außerdem dachte ich: Das hat bestimmt sonst keiner für die Bachelorarbeit (lacht).
Was war die größte Herausforderung beim Bauen?
Der Klapp-Mechanismus. Und das ständige Berechnen des Gewichtes. Am aufwendigsten war es, die Platte herzustellen. Ein einzelnes Stück Massivholz hätte mit der Zeit gearbeitet und sich verbogen. Darum besteht die Tischplatte aus drei Schichten. Jede einzelne habe ich auf das richtige Maß kalibriert, alles zugesägt und anschließend abgerichtet, gehobelt und geschliffen.
Sie haben ja auch viel experimentiert und getestet. Was haben Sie herausgefunden?
Um den Tisch zu stabilisieren, mussten wir unter der Platte einen Riegel anbringen. Die Führungen dafür befinden sich am Rahmen. Wir hatten befürchtet, dass die wegbrechen – aber Kiri verhält sich da stabil wie Eiche, das hat auch meinen Chef sehr überrascht. Als Testergebnis formuliert: Kiri eignet sich zur Herstellung von Führungselementen. Weitere Ergebnisse sind: Man kann aus Kiri Drei-Schicht-Platten und Verbindungselemente fertigen, man kann es mit Linoleum beschichten – und auf Kiri montierte Scharniere halten auch größeren Belastungen stand.
Wie ließ sich das Holz verarbeiten, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Das geringe Gewicht war wie ein Geschenk. Wenn man gewohnt ist, bei der Arbeit die ganze Zeit schwere Teile zu heben und umzudrehen, dann ist Kiri wie Luft. Toll! Total angenehm. Man vergisst ja gern, wie oft man das Holz hin und hertragen muss. Kiri kann man einfacher wegräumen, das spart schon Zeit und Energie (lacht). Generell ging alles leicht, ob Sägen, Hobeln oder Schleifen. Vorsicht allerdings beim Bohren: Durch Kiri geht man durch wie durch Butter. Man muss also ein bisschen darauf achten, dass man nicht über das Ziel hinausschießt.
Was passiert nun mit dem Tisch?
Mir war von vornherein klar, dass ich den selbst benutzen will. Ich bin vor kurzem zu meinem Freund gezogen, da habe ich den Tisch aus Kiri natürlich als Schreibtisch mitgenommen. Im August möchte ich eine Schreinerlehre beginnen. Für die Ausbildung werde ich auch Theorie lernen müssen, und das kann ich dann an meinem selbstgebauten Schreibtisch tun.
Frau Spicker, vielen Dank für das Gespräch!